1. Bindung zum Welpen aufbauen
Das allerwichtigste ist für mich eine Bindung zu meinem Welpen aufzubauen. Das bedeutet: Herrchen / Frauchen sind spannend und positiv für den Hund, man kann viel Spaß mit ihnen haben. Aber der Hund muss sich an die Regeln halten, die der Mensch setzt.
Im Alltag bedeutet das bei mir z.B.:
- Spaziergänge mit den Menschen sind spannend: der Welpe lernt die Welt kennen und lernt aber auch, dass seine Menschen das Interessanteste auf dem Spaziergang sind. Er darf sich z.B. ein bisschen Futter erarbeiten (Sitz, Platz, Tricks, erste Dummyarbeit) und auch Futter vom Boden suchen (auf Kommando "such"). Ich rate davon ab einen Ball mit auf den Spaziergang zu nehmen, denn wenn man von klein auf ständig dem Hund einen Ball wirft kann man sich einen richtigen Ball-Junkie erziehen.
Ich empfehle lieber viele kleine Spaziergänge / Ausflüge mit einem Welpen zu machen als zu große, denn das kann der Welpe weder geistig verarbeiten noch körperlich durchhalten. - Auf seine Menschen kann sich der Hund verlassen: der Mensch ist "Freund und Helfer" und strahlt Ruhe und Selbstsicherheit aus: Wenn der Welpe in einer unangenehmen Situation ist, darf er sich bei seinen Menschen zwischen die Beine setzen um dort Zuflucht zu suchen. (Wenn ein anderer Hund kommt und es meinem Hund unangenehm ist, gehe ich in die Hocke, breite meine Arme aus, biete meinem Hund den Schutz an und wehre ggf. den anderen Hund - sanft - ab.)
- Wenn der Welpe etwas gruselig findet (z.B. eine Statur, die ein Tier darstellt oder ein Pferd, Kinderwagen, Rollstuhlfahrer etc), dann soll er lernen sich an seinem Menschen zu orientieren. Der Mensch zeigt dem Welpen, dass er sich nicht fürchten muss indem er selbst ruhig ist, sich auf die Höhe des Welpen begibt, die Hand danach ausstreckt was gruselig erscheint. Wenn sich der Welpe dann noch nicht traut näher ran zu gehen, kann man auch ein Leckerchen nehmen und den Welpen ranführen. Man sollte dann so lange dort bleiben und dem Welpen die Zeit geben, die er braucht, bis er ruhiger wird. Dann kann man weiter gehen.
- Hund ist nicht Nabel der Welt: Der Hund soll lernen, dass sich nicht alles nach ihm richtet, sondern dass die Menschen wichtiger sind. Das heißt nicht, dass man sich nicht um seinen Hund kümmert, sondern dass er lernt seinen Platz in der Familie zu finden. Er soll nicht lernen dass ihm jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird, er soll sich auch einmal etwas erarbeiten müssen. So lernt er auch Spaß am Hundetraining zu haben, denn da gibt es als Belohnung die guten Leckerchen.
- Bei einer Apportierrasse wie dem Pudel lege ich schon früh die ersten Bausteine für das Dummytraining. Am besten lässt man sich dabei von einem speziellen Hundetrainer helfen, der sich in der Dummyarbeit auskennt. Diese ist nämlich nicht das reine apportieren, sondern es gibt viele Regeln zu beachten und auch verschiedene Disziplinen (z.B. Markierung, Suche etc). Ich rate dringend davon ab, dem Welpen einen Dummy zu werfen und ihn immer direkt hinterher rennen zu lassen. Es sollte aufgebaut werden, dass der Hund so lange sitzen bleibt, bis er auf Kommando den Dummy apportiert.
- Dummytraining schafft nicht nur Spaß und artgerechte Beschäftigung, sondern fördert den Bindungsaufbau zwischen Mensch und Welpe.
- der Welpe soll sich (einen Teil seines) Futters verdienen / erarbeiten. Man kann z.B. eine Mahlzeit in einen Kong füllen und der Welpe darf auf ein Kommando (bei mir "frei") hin dran. (Am Anfang immer direkt das Kommando sagen, erst langsam aufbauen dass der Hund wartet bis er dran darf). Der Welpe lernt dabei, dass nur die Menschen Zugriff auf so tolle Sachen wie den Kong o.Ä. haben und er diesen nur zugeteilt bekommt - der Kong liegt nie in der Wohnung rum.
- Spielzeug liegt nie einfach rum, nur die Menschen haben den Zugriff darauf. Der Mensch beginnt und beendet auch das Spiel. Bei Welpen gebe ich gerne ein kleines Leckerchen wenn ich das Spiel beende, dann hat er es leichter dass das schöne Spiel ein Ende hat.
- Schönes an der Leine laufen übe ich von Anfang an: Dies kann man z.B. mit einem Clicker sehr schön aufbauen. Dazu sollte der Welpe bereits auf den Clicker konditioniert sein. Es wird dann jedes Mal wenn der Welpe auf der gleichen Höhe und mit durchhängender Leine neben dem Menschen läuft geklickt und belohnt (Am Anfang startet man sogar ohne Leine).

2.Ruhe und Impulskontrolle
Sehr wichtig: dem Welpen frühzeitig Ruhe bewahren zu zeigen und die Impulskontrolle zu trainieren.
Pudel gehören eher zu den aufgeregteren, auch mal hibbeligeren Rassen, denen es nicht unbedingt in der Natur liegt, ruhig oder gelassen zu sein. Bei den kleinen Pudeln tritt das noch verstärkter auf als beim Großpudel. Mit meinen Zwergpudeln musste ich viel mehr üben um sie ruhiger werden zu lassen, als mit meinem Großpudel.
- Ruhe belohnen: wenn der Welpe von sich aus ruhiges Verhalten zeigt wird dies durch ein verbales Lob bestätigt (z.B steht er einfach nur im Raum rum oder liegt)
- ruhies Aussteigen aus dem Auto ist mir wichtig. Ich möchte keinen Hund, der aus dem Auto rausschießt, sobald er die Möglichkeit dazu hat.
- Ruhephasen auf Spaziergängen und Stadtausflügen einbauen: Sich mal auf eine Bank setzen und den Welpen wirklich zur Ruhe kommen lassen. Raustaurantbesuche, wo sich der Welpe wirklich ablegt und zur Ruhe kommt.
- Sitz und Platz aufbauen mit bleiben, später mit Ablenkung
- wenn der Welpe schon etwas älter ist (ca 3-4 Monate) legt man ein Stück Futter auf den Boden und lässt ihn nicht ran, so soll er lernen das Futter erst auf Kommando zu nehmen: Aufbau der Impulskontrolle
- beim Futternapf hinstellen soll der Welpe lernen abzuwarten und erst dran zu gehen wenn er sein Kommando hat.
- es wird nicht gejagt! Der Welpe sollte von anfang an lernen, dass er seinen Impuls zu jagen unter Konrolle bringen muss. Er sollte auch schon gar nicht erst anfangen Tiere zu fixieren, denn bereits das gehört zum jagen. ich versuche ihn dazu freundlich anzusprechen und schaue ob er reagiert - wenn ja: super, Lob! Wenn nein, dann stelle ich mich präsent in den Weg und sage ein Abbruchkommando "Schluss" und mache dazu noch eine Handbewegung. Hier noch ein ganz tolles Video zum Thema.
Außerdem sollte man kein Ball spielen oder unkontrolliert Spielzeig / Dummys hinterherjagen und dann apportieren lassen. Stattdessen sollte ruhiges Dummytraining stattfinden, wodurch der Hund lernt auf Kommando zu arbeiten.

3. Rückruf
Rückruf mit der Pfeife aufbauen:
- Ich arbeite immer mit genormten Pfeifen, so kann man immer wieder die gleiche Frequenz wieder kaufen und hat somit immer gleich klingende Pfeifen (diese werden auch zur Dummyarbeit genutzt)
- am besten hat der Züchter bereits mit den 5 Wochen alten Welpen angefangen, die Pfeife aufzubauen. Die macht er / sie, indem immer gepfiffen wird, wenn das Futter hingestellt wird.
- Wenn der Züchter noch nicht angefangen hat, baut man selbst den Pfiff in Verbindung mit der Fütterung auf
- Nach der Eingewöhnzeit verknüpft der Hund den Pfiff mit Futter und man kann den Pfiff dann im Garten und auf dem Spaziergang üben
- Wenn die Menschen rufen / pfeiffen, ist das positiv für den Hund: es wird immer mit einem Leckerchen und einem Lob belohnt.
Zusätzlich übt man natürlich den Rückruf mit dem Namen des Hundes. Der Pfiff wird allerdings - wenn richtig aufgebaut - besser funktionieren und dient auch als eine Art Notfalrückruf. Durch die laute Pfeiffe kann man sich auch über lange Distanzen Gehör verschaffen.
Auch schön ist es ein "Abrufspiel" mit dem Welpen zu machen. Dazu braucht man zwei Menschen, die sich ein paar Meter auseinander stellen und immer abwechselnd den Hund zu sich rufen. So hat der Welpe Spaß beim rennen und gleichzeigtig den Rückruferfolg und bekommt sein Leckerchen dafür.

4. Beißhemmung aufbauen
Sehr wichtig ist es außerdem dem Hund beizubringen, dass nicht in Menschen und schon gar nicht in Kinder gebissen wird! Außerdem sind alle Möbel und Gegenstände der Menschen (Decken, Kissen, Kinderwagen etc.) tabu! Ich zeige das meinem Welpen so, dass ich immer wenn er mich beißt (auch wenn es nur ganz leicht ist und nicht weh tut) wird sofort unterbrochen und ich gehe weg.
Z.B. kann das beim Spiel passieren, dass der Welpe anfängt zu beißen, dann höre ich sofort auf und gehe weg. So lernt der Welpe auf ganz harmlose Weise, dass beißen schlecht für ihn ist, denn das Spiel hört auf. Wenn der Welpe trotzdem weiterhin zum beißen neigt, greife ich ihm übers Maul und drücke einmal kurz zu (ohne ihm weh zu tun natürlich). Das ahmt die Art von Hunden nach, sich gegenseitig mit dem Schnauzenbiss zu maßregeln.
Auch kann man aufquieken, damit der Hund merkt, dass das Beißen dem Menschen weh tut.
Wenn der Hund seine Kauwut, die oft beim Zahnwechsel am stärksten ist, an meinen Möbeln auslässt verbiete ich ihm das genauso wie in Menschen zu beißen. Ich verbiete es mit einem "Schluss", falls der Hund nicht reagiert kann man ihn auch wieder mit dem Schnauzengriff maßregeln.
Ganz wichtig ist es außerdem, dass es immer Alternativen zum Nagen gibt. Dazu können Knabberstangen oder Hundespielzeug wie Kuscheltiere genommen werden. Etwas robustere Kuscheltiere gibt es auch.

5. Der Welpe lernt die Welt kennen: Sozialisierung
In den ersten Wochen dreht sich viel um die Soziealisierung des Welpen. Es ist extrem wichtig, dass der Hund viele neue Erfahrungen sammeln kann, denn wenn er jetzt zu wenig Neues gezeigt bekommt wird er es als erwachsener Hund schwer haben Situationen gelassen gegenüber zu stehen.
Ganz wichtig ist es andere Hunde und vor allem andere Rassen kennen zu lernen. Dazu kann man gut die Gelegenheit auf einem Spaziergang nutzen, wenn einem ein ! freundlicher ! Hund begegnet.
Am liebsten ist es mit jedoch, wenn man sich gezielt mit Freunden / Nachbarn zum gemeinsamen Spaziergang verabredet. Man kennt dann schon die Hunde und die Besitzer und weiß daher, dass man sich auf sie verlassen kann.
Mein Ziel ist es nicht unbedingt, dass der Welpe immer mit den anderen Hunden auch spielt. Es ist ausreichend, wenn man gemeinsam läuft und die Welt erkundet. Wenn Spiel entsteht, darf es gerne passieren - aber nur wenn beide Hunde wirklich wollen. Spiel / Spaziergänge in Gruppen kann Konfliktpotential mit sich führen. Daher rate ich für den Anfang eher zu kleinen 2er Spaziergängen.
Schön ist es auch wenn man Übernachtungen mit dem Welpen übt, denn der Hund soll in Zukunft auch einmal mit in den Urlaub oder einmal bei Familie / Freunden übernachten wenn man selbst nicht da ist.
Wie ich meine Hunde an andere Tiere gewöhne habe ich in einem anderen Blogpost beschrieben.
Man sollte nicht vergessen den Hund auch ans Wasser zu gewöhnen, denn nicht jeder Hund geht gleich als Welpe freiwillig ins Wasser - auch ein Wasserhund wie der Pudel nicht unbedingt.

6. Konsequenz
Wichtig ist Konsequenz in allem was man als Mensch vorlebt. Nicht zu verwechseln mit Härte oder Strenge, aber man sollte in allem wie man den Alltag mit Hund gestaltet möglichst eine einheitliche Linie haben. So kann sich der Hund darauf verlassen, dass es klare Regeln gibt.
Nein heißt nein und Sitz heißt nicht Platz. Man sollte nicht ständig Regeln verändern oder "Fünfe mal gerade" sein lassen, denn das verwirrt den Hund nur. Regeln aufzustellen bedeutet nicht, den Hund zu ärgern oder besonders streng zu sein. Es bedeutet für den Hund, dass er sich darauf verlassen kann wie die Dinge im Alltag ablaufen.
Z.B. soll der Hund nicht hochspringen, auch nicht nur das eine Mal weil er gerade so süß ist. Da sollte man sich selbst auch am Riemen reißen und zu seinen eigenen Regeln stehen. Man macht ja auch bei der Stubenreinheit keine Außname oder dass am Essenstisch nicht gebettelt/gestört wird.

7. Alleine Bleiben
Wie ich meinen Hunden das Alleine bleiben beibringe beschreibe ich in diesem Blogpost - Hunde allein zuhause.

8. Gewöhnung an (Fell-) Pflege
Die Eingewöhnung an die (Fell-) Plege ist extrem wichtig für Rassen wie den Pudel.
Zu dem Thema biete ich auch Onlineseminare über meinen Hundesalon an:
- Teil 1: "(Fell-)Pflege für Pudel - Basics"
- Teil 2: "Pudel schneiden für Anfänger"
In beiden Teil wird auch die Welpeneingewöhnung erklärt. - Außerdem kann man bei mir vort Ort im Hundesalon individuelle Seminare buchen
Es gibt auch weitere Blogposts zum Thema:

9. Umweltreize
Folgendes zeige ich u.A. meinen Welpen, damit sie eine gute Sozialisierung für ihr ganzes Hundeleben haben. Bitte nicht erschrecken - ja die Liste ist lang, aber vieles wird auch den meisten selbstverständlich sein.
- Aufzug
- Läden
- Einkaufswägen
- Stadt
- Rolltreppen
- Rollstuhlfahrer
- Walking- und Gehstöcke
- Motorräder
- Menschen mit Kopfbedeckungen (verschiedene: Hüte, Mützen, Kappen, Kopftücher etc)
- Fahrräder
- Autos und Auto fahren
- Pferde und Rinder
- Alte Menschen
- Kinder
- Menschenansammlungen
- Züge und Straßenbahnen
- Wasser und dass man hineingehen kann
- Fahrradkörbchen
- Fremde Häuser (Freunde/ Familie besuchen)
- Besuch (Fremde Menschen im eigenen Haus)
- Besuch mit anderen Hunden bei uns
- Staubsauger und -Roboter
- Waschmaschinen
- Küchenmaschine
- Rasenmäher und -Roboter
- Besen und Wischmopp
- Hundeföhn (Blower)
- Badewanne
- Kämmen
- Ohren putzen
- Krallen Schneiden
- Laute Musik
- Fernseher
- Spiegel
- Tunnel
- Wackelige Untergründe
- Zelte / Planen
- Wind (wenn möglich)
- Gewitter (wenn möglich)
- Schnee (wenn möglich)
Dazu kann ich noch folgendes anmerken: man sollte immer im Kopf behalten, dass unsere Hunde in der Natur nicht beim Menschen leben würden und dass sie all diese Dinge die ich aufgelistet habe in der Natur nicht kennen würden. Deshalb müssen wir ihnen zeigen wie sie sich in unserer Welt zurecht finden können ohne Angst und Stress zu haben. Das heißt nicht, dass jeder Welpe grundsätzlich immer vor allem Neuen Angst haben wird, aber es ist wichtig sich die Zeit zu nehmen ihm unsere Menschenwelt in Ruhe zu zeigen.
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Erstausstattung für Pudelwelpen
Diese Zusammenstellung halte ich laufend aktuell. Sie umfasst alles, was ich meinen Pudelwelpenkäufern als Erstausstattung empfehle.

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Stressfreie Gewöhnung an die Fellpflege für meine Pudelwelpen

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Zweithund
Wie sich unser Alltag durch einen zweiten Pudel verändert hat
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